Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Landesverband Berlin e. V.

Zwischen Martin-Luther-Straße und Bayerischem Platz ist eine frisch asphaltierte Fahrbahn am rechten Rand durch einen weißen Streifen und Baken von der Spur für Autos weiter in der Mitte abgegrenzt.

Markierungs- und Bauarbeiten für einen geschützten Radstreifen auf der Grunewaldstraße in Schöneberg © ADFC Berlin | Claudia Thiele

Geschützte Radwege für die Grunewaldstraße: Richtung stimmt, immerhin!

Radwegepläne gestoppt, Geldhahn für Radverkehrssicherheit abgedreht, Berliner Verkehrswende ausgebremst: inakzeptable Lage! Dennoch kann der ADFC Schöneberg den Umbau der Grunewaldstraße als wichtigen Schritt für den Radverkehr im Bezirk begrüßen.

Am 14. Oktober 2024 haben die Bauarbeiten für die Umgestaltung der Grunewaldstraße zwischen Kufsteiner und Bamberger Straße und U-Bahnhof Kleistpark begonnen. Der erste Bauabschnitt liegt zwischen Kufsteiner und Bamberger Straße und der Martin-Luther-Straße. 

Seit Mitte November sind auch zwischen Martin-Luther-Straße und Bayerischem Platz Baufortschritte zu sehen.

“Auf beiden Straßenseiten der Grunewaldstraße werden neue Radfahrstreifen eingerichtet, die mehr Raum für den Radverkehr geben und damit die Verkehrssicherheit für alle erhöhen. Der Radverkehr wird künftig auf dem rechten Fahrstreifen geführt. Links davon sind Lieferzonen sowie Platz für parkende Fahrzeuge vorgesehen”, heißt es in der Pressemitteilung des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg zum Projekt Grunewaldstraße.

Der ADFC Schöneberg stimmt der Einschätzung des Bezirksamts zu:

 

Mit geschützten Radstreifen an der Grunewaldstraße erhöhen sich die Sicherheit für alle Radfahrenden ebenso wie die Verkehrssicherheit für alle, die hier am alltäglichen Straßenverkehr teilnehmen.

Wir gehen davon aus, dass die Verkehrssituation sich auf den bislang unfallträchtigen Fahrbahnen mit dem Umbau und der neuen Aufteilung der Flächen deutlich entspannt. Mit dem Fahrrad war die Grunewaldstraße, die als Hauptverkehrsstraße ursprünglich ausschließlich autogerecht geplant worden war, nur unter erhöhtem Stress zu befahren. Für Schulkinder war das Radfahren auf der Grunewald kaum möglich, oder sogar unmöglich, und das Queren zu Fuß gefährlich. 

 

Für die Schulwegsicherheit ist der Umbau der Grunewaldstraße ebenfalls ein Gewinn.

Die Grunewaldstraße liegt im Einzugsbereich von gleich vier Grundschulen! Bereits im Jahr 2019 hat das Kinder- und Jugendparlament in Tempelhof-Schöneberg sichere Radwege an der Grundwaldstraße gefordert. 

Dabei geht es nicht nur um Radwege, sondern auch um Tempo 30 im Umfeld von Schulen, Horteinrichtungen und Kitas, und um bessere Sichtbeziehungen beim Queren. Dadurch, dass zukünftig weniger Autos an Kreuzungen und am Fahrbahnrand stehen, verbessern sich die Sichtbeziehungen zu Fuß und vor allem für Schulkinder deutlich. 

 

Durch die Einrichtung von Lieferzonen werden auch Gewerbetreibende unterstützt. Dies hat die IHK Berlin eindeutig bestätigt. 

Am 14. Oktober 2024 begann die erste Bauphase zur Umgestaltung der Grunewaldstraße. In den kommenden Monaten entstehen die geschützten Radfahrstreifen und Lieferzonen. Am 27. November haben InfraVelo Berlin, Verkehrssenatsverwaltung SenMVKU und das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg das Projekt Grunewaldstraße umfassend vorgestellt, mit einem Seitenblick der IHK Berlin.

 

Der ADFC Schöneberg begrüßt den Umbau der Grunewaldstraße ausdrücklich. Und doch, können wir damit schon zufrieden sein? 

Wie sieht es insgesamt in Berlin aus? Noch am 22. März 2024 haben wir uns gemeinsam im Bündnis mit weiteren Radverbänden gegen eine Aushöhlung der Pläne für sichere Radwege auf der Grunewaldstraße durch die Berliner Senatsverwaltung gewehrt. 

Der Umgang der Senatsverwaltung mit der Grunewaldstraße war exemplarisch: Die Pläne für den Umbau lagen bereits vor. Sichere Radwege schienen in greifbarer Nähe. Dann haben die Berliner Senatsverwaltung, beziehungsweise deren damalige Leitung Manja Schreiner, es sich anders überlegt und die Pläne geändert. Eine Zeitlang war sogar die Baufinanzierung in Gefahr! 

Immerhin hat der Protest gegen den Stopp des Projekts Grunewaldstraße mittlerweile Gehör gefunden. Sogar die IHK spricht sich für eine andere Aufteilung der Flächen aus, weil an vielen Stellen Lieferungen nur schwer möglich sind, und das vor allem angesichts der vielen Autos, die überall am Fahrbahnrand vor den Geschäften und an den Einfahrten stehen!

Wer sind heute die Beteiligten an der Umsetzung des Projekts Grunewaldstraße?

Die Planung der neuen Radfahrstreifen auf der Grunewaldstraße erfolgte durch die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU). Das Projekt wird durch Landesmittel sowie durch das Sonderprogramm „Stadt und Land“ des Bundes finanziert. Für die Umsetzung der Maßnahme ist die InfraVelo GmbH als Bauherrin verantwortlich. Vorhabenträgerin ist die SenMVKU. 

Außerdem haben das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg und Stadträtin Dr. Saskia Ellenbeck sich in den bezirklichen Gremien und in der Bezirksverordnetenversammlung durchgehend für die Planung und Umsetzung des Projekts eingesetzt. 

Und doch, es muss auch an dieser Stelle gesagt werden: Berlin und die Senatsverwaltung, ebenso wie manche Bezirke, tun insgesamt viel zu wenig für Radverkehrsprojekte und die Verkehrssicherheit Radfahrender!

Die Grunewaldstraße ist angesichts des Radwegestopps und des Stopps der Finanzierung für Rad- und Verkehrssicherheitsprojekte aktuell nur eines von wenigen umgesetzten Projekten. Das können wir, bei aller Zustimmung, nicht billigen!

Es gibt nichts schönzureden. In Berlin werden nach wie vor viel zu wenige Radwege gebaut, und die Sicherheit von Radfahrenden durch unzureichende Maßnahmen im Bereich Radverkehrssicherheit leichtfertig aufs Spiel gesetzt. 

 

Wir nehmen weiterhin an lokalen und berlinweiten Fahrraddemos für sichere Radwege in Berlin teil!

"Fahrrad lohnt sich für Berlin: Radwege bauen und nicht stoppen!" 

Am 21. September 2024 umrundeten wir mit 800 Radfahrer:innen bei der großen ADFC-Kreisfahrt das Berliner Stadtzentrum. Das Statement des ADFC Landesverbands war eindeutig:

Alle aufs Rad, denn es ist ernst. Wir müssen weiterhin für sichere Radwege auf die Straße!

Aktuell sabotieren die Senatsverwaltung für Verkehr und ihre Senatorin Ute Bonde Schlag auf Schlag das Fahrradfahren in Berlin: Acht von neun geplanten Radschnellwegen wurden gestoppt. Vier von sechs geplanten Fahrradparkhäuser wurden gestoppt! Der Radwegeausbau für dieses Jahr beläuft sich bisher auf gerade einmal 4,2 Kilometer - 100 Kilometer sollten es eigentlich sein.

Mit einer Schöneberger Kidical Mass KinderFahrraddemo haben wir uns der Kreisfahrt angeschlossen und gemeinsam für sichere Radwege und einen kinderfreundlichen Straßenverkehr in Berlin demonstriert. 

Auch die ADFC-Lichterfahrt hat der ADFC Berlin ein strahlendes, funkelndes Zeichen für mehr Sicherheit für Radfahrende. Wir waren mit 2.100 Menschen gemeinsam mit leuchtenden Rädern unterwegs.

Weitere Fahrraddemos folgten, etwa auf der Kantstraße am 18. November 2024

Zudem werben wir ausdrücklich für die Fahrraddemos der Respect Cyclists für sichere Fahrradwege in ganz Berlin!

Für sichere Radwege auf der Grunewaldstraße und in ganz Berlin: Wir bleiben dran!

Downloads

Markierungen für eine Fußquerung und einen geschützten Radweg auf der Grunewaldstraße

Markierungen für eine Fußquerung und für einen geschützten Radweg auf der Grunewaldstraße auf der Höhe der Löcknitz-Grundschule

Copyright: ADFC Berlin | Claudia Thiele

2878x3744 px, (JPEG, 4 MB)

Hinter einem Bauzaun auf der Grunewaldstraße ragt das Gebäude der Schöneberger Löcknitz-Grundschule auf.

Löcknitz-Grundschule Schöneberg an der Grunewaldstraße, Eingang Berchtesgadenerstraße. Durch die Radwege erhöht sich auch die Schulwegsicherheit.

Copyright: ADFC Berlin | Claudia Thiele

2730x2644 px, (JPEG, 3 MB)

Auf einer frisch asphaltierten Fläche ist auf der rechten Fahrbahn der Grunewaldstraße ein Fahrradpiktogramm zu sehen. Es ist frisch aufgemalt, was am strahlenden Weiß und den Steinchen zum Trocknen zu sehen ist. Das Piktogramm befindet sich zwischen Martin-Luther-Straße und Berchtesgadenerstraße Richtung Bayerischer Platz

November/Dezember 2024: Ein Fahrrad-Piktogramm kennzeichnet den neuen geschützten Radstreifen ab Martin-Luther-Straße Richtung Bayerischer Platz.

Copyright: Claudia Thiele | ADFC Berlin

2699x2500 px, (JPEG, 3 MB)

Verwandte Themen

Autos am Marzahner Knoten

Abhängig vom Auto

In Marzahn-Hellersdorf dominiert der Autoverkehr, denn Rad-, Fuß- und öffentlicher Nahverkehr wurden bislang…

Mehr Zusammenarbeit: Radwege verbinden Menschen

Radwege verbinden Bezirke. Auf Straßen wie der B96/B96a sind die Menschen in Berlin bezirksübergreifend unterwegs.…

Die Straße zum Tesla-Werksgelände

Zum BER und nach Grünheide – nur auf vier Rädern statt mit dem Rad?

Der Großstadtflughafen Berlin-Brandenburg sowie die im Bau befindliche Tesla-Gigafactory in Grünheide sollen mehrere…

Bild von einer Straße ergänzt mit einer Zeichnung von Bäumen und Menschen, die dort spielen und spazieren

PARK(ing) Day am 20. September 2024

Zum PARK(ing) Day eroberten sich die Menschen den öffentlichen Raum zurück. Mit verschiedenen Aktionen entstanden auf…

Mädchen auf Fahrrad mit einem Schild auf dem steht: Mein Leben ist mehr wert als ein Parkplatz

Fahrraddemo in Schöneberg am 24. November 2023: Für gute, sichere Radwege!

Was nützen Radwege, die nur ein bisschen schützen? Wir sagen „Nein“ zu den neuen, schlechten Plänen für den Radweg in…

Die Müllerstraße: Die Poller verteilen den öffentlichen Raum konsequent da um, wo es nötig ist.

Mit Pollerbü kommt Schwung nach Mitte

Lange fristete der Radverkehr im Bezirk Mitte ein stiefmütterliches Dasein, doch plötzlich ploppen hier und da Poller…

Poller-Reihe im Bellermannkiez: Der Fuß- und Radverkehr fließt.

Im Interview: „Wir müssen die Angst verlieren, Dinge auf die Straße zu bringen“

Almut Neumann, Bezirksstadträtin in Berlin-Mitte, im radzeit-Interview über Verkehrssicherheit im Bezirk, Kiezblocks und…

„Ich kann nur empfehlen, sich etwas zu trauen!“ - Monika Herrmann im Interview

Monika Herrmann, Bezirksbürgermeisterin in Berlin Friedrichshain-Kreuzberg, im radzeit-Interview über die neuen…

Die fLotte Berlin in Marzahn-Hellersdorf

"Unsere Straßen sind jetzt schon voll" - Nadja Zivkovic im Interview

Nadja Zivkovic ist seit anderthalb Jahren Stadträtin für Verkehr in Marzahn-Hellersdorf. Das radzeit-Interview führte…

https://berlin.adfc.de/artikel/geschuetzte-radwege-fuer-die-grunewaldstrasse-richtung-stimmt-immerhin-2

Bleiben Sie in Kontakt