
Geschützter Radweg auf der Schöneberger Grunewaldstraße © ADFC Schöneberg | Claudia Thiele
Gegen den Trend: 1,6 Kilometer neuer Radweg an der Grunewaldstraße
Zum Jahresende wird in Berlin erneut darüber diskutiert, wie schleppend der Bau von Radwegen vorankommt. Ein genauerer Blick, was trotzdem gelungen ist, lohnt sich. Vor allem die Bezirke haben geliefert: auch Tempelhof-Schöneberg!
Die Grunewaldstraße ist ein gutes Beispiel dafür, was trotz der aktuellen politischen Blockaden voran gegangen ist.
Auf rund 1,6 Kilometern ist hier ein durchgehender, sicherer Radweg entstanden, und damit ein Projekt, das lange diskutiert wurde, mehrere Planungsphasen durchlief und dann, endlich, im September 2025 fertiggestellt wurde.
Ein Schritt nach vorn für den Radverkehr in Schöneberg!
Eine zentrale Ost-West-Achse mit hohem Aufkommen von Autoverkehr und viel Lärm: Über eine lange Zeit hinweg bedeutet Radfahren auf der Grunewaldstraße vor allem eins: Stress.
Mit dem neuen Radweg hat sich das deutlich verändert. Radfahrende haben endlich einen eigenen, klar geführten Raum erhalten, der mehr Sicherheit und Komfort bedeutet: auch im Fahrradalltag und für Kinder auf dem Schulweg.
Dass dieser Radweg heute existiert, ist kein Selbstläufer. Er ist das Ergebnis beharrlicher Arbeit auf Bezirksebene, zahlreicher Abstimmungen und Planungen - und eines Kampfes für Qualität: Als die Berliner Senatsverwaltung im Zuge der “Überprüfung” von Radwegplänen die Sicherheit auf der Grunewaldstraße für ein paar Auto-Stellplätze opfern wollte, haben wir mit zahlreichen Verbänden und Verbündeten demonstriert und dem politischen Willen lautstark Nachdruck verliehen, die Verkehrssicherheit für Radfahrende ernst zu nehmen.
Anradeln am 24. September 2025: gemeinsam unterwegs
Am 24.09.2025 wurde der Radweg beim gemeinsamen Anradeln offiziell eröffnet. Mit dabei waren Vertreter:innen des Bezirks, der landeseigenen Infravelo, engagierte Initiativen, und natürlich der ADFC Berlin, der ADFC Schöneberg sowie zahlreiche Unterstützer:innen und Allies. Wir haben den Radweg als Riesenfortschritt gelobt!
Das Anradeln war mehr als ein symbolischer Akt. Es zeigte, wie wichtig solche Momente sind, um Erfolge sichtbar zu machen und gemeinsam zu feiern. Verbündete, Unterstützer:innen und Radaktive aus allen Himmelsrichtungen nutzten die Gelegenheit, die neue Radinfrastruktur unmittelbar zu erleben, auf einer Straße, die so vielen noch als hochproblematisch in Erinnerung ist.
Radwegebau in Berlin: Bezirke machen den Unterschied!
Die jüngste Berichterstattung macht deutlich: Berlin wird seine eigenen Ziele beim Radwegebau insgesamt verfehlen. Und doch zeigen Bezirke wie Tempelhof-Schöneberg, Mitte, Neukölln, Lichtenberg, Steglitz-Zehlendorf, Friedrichhain-Kreuzberg, dass es trotz der Blockaden in der aktuellen Senatsverwaltung weitergehen kann:
“Den Großteil der neuen Radwege im Jahr 2025 haben die Bezirke gebaut. Sie kommen auf eine Gesamtlänge von knapp 15 Kilometern.”
Der Tagesspiegel schrieb am 19. Dezember 2025: “Senat verfehlt eigenes Ziel: In diesem Jahr wurden nur 20,5 Kilometer neue Radwege in Berlin gebaut.”
Und doch: Radinfrastruktur kann auch unter schwierigen politischen Bedingungen vorangebracht werden. Die Grunewaldstraße steht damit exemplarisch für zahlreiche kleinere und größere Projekte, die in der öffentlichen Debatte hier und da untergehen, obwohl sie im Alltag einen echten Unterschied machen und sogar die Schulwegsicherheit erhöhen.
Ein Erfolg - aber kein Endpunkt
So wichtig und erfreulich der neue Radweg ist: Er ist kein Abschluss, sondern ein weiterer Anfang.
Unter anderem sind noch offen:
- Umbauten der Kreuzungen entlang der Strecke
- Weiterführung des Radwegs in die angrenzende Berliner Straße, Richtung Wilmersdorf
- Tempo 30 nochmal konsequenter, für mehr Verkehrssicherheit, bessere Luft und weniger Lärm
Gerade hier zeigt der Blick nach Städten wie Helsinki, dass eine Reduzierung der Geschwindigkeit und Tempo 30 sowie sichere Radwege und klare Prioritäten für den Fuß- und den Radverkehr zusammengedacht werden müssen.
Danke an alle Beteiligten
Der ADFC Schöneberg begrüßt den Einsatz aller Beteiligten, die diesen Radweg möglich gemacht haben: in der Bezirksverwaltung, der Senatsverwaltung, der Politik - und der Zivilgesellschaft, allen Inis und Verbänden, die bei den Demos dabei waren. Die Grunewaldstraße zeigt: Veränderung ist machbar, wenn sie entschlossen und gemeinsam angegangen wird.
1,6 Kilometer mögen auf der Karte für ganz Berlin wenig erscheinen, klein. Für die Menschen, die hier täglich unterwegs sind, bedeuten sie mehr Sicherheit und mehr Lebensqualität.










