Stadtplan des Fahrradunfalls

Stadtplan des Fahrradunfalls © OpenStreetMap contributors

Sicherer Radverkehr auf der Bundesstraße 96 südlich von Alt-Mariendorf

Nach erneutem tödlichen Radverkehrsunfall fordern das Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg und der ADFC Tempelhof Sofortmaßnahmen auf der Bundesstraße 96 südlich von Alt-Mariendorf bis nach Lichtenrade.

Nach dem tödlichen Radunfall auf dem Mariendorfer Damm – eine 57-jährige Radfahrerin
kam beim Versuch die Fahrbahn zu queren, nach der Kollision mit dem Pkw einer 54-
Jährigen am 26. Februar 2023 ums Leben [https://berlin.adfc.de/artikel/getoetete- radfahrende-2023] – muss die Sicherheit des Radverkehrs auf dieser zentralen Nord-Süd-
Achse durch den Altbezirk Tempelhof wirkungsvoll erhöht werden.


Als Sofortmaßnahmen sind hierfür dringend

  1.  ein geschützter Popup-Radweg zwischen Alt-Mariendorf und Buckower / Marienfelder Chaussee beidseitig auf der rechten Spur und
  2.  eine Bedarfsampel für den querenden Fuß- und Radverkehr in Höhe Sandsteinweg einzurichten.

Zur Gefahrenabwehr nach § 21 (2) des Berliner Mobilitätsgesetzes sind die genannten
Sofortmaßnahmen geboten, um die nach wie vor bestehenden Risiken für ungeschützte
Verkehrsteilnehmer*innen zu verringern


Sofortmaßnahme -Popup-Radweg


Die Bundesstraße 96 (B96) im Altbezirk Tempelhof (Tempelhofer, Mariendorfer, Lichtenrader
und Kirchhainer Damm) ist DIE zentrale Verkehrsachse und direkte Anbindung von
Lichtenrade und des Brandenburger Umlands mit der Berliner Innenstadt. Gleichzeitig ist sie
für alle anderen als Autofahrende eine schwer zu überwindende Barriere.
Die bestehenden Radverkehrsanlagen sind vollkommen unzureichend. Beidseitig existiert
nur ein alter, schmaler und inzwischen unzumutbar verschlissener Buckelradweg mit starken
Wurzelschäden auf dem Hochbord. Wer mit dem Rad unterwegs ist, muss entweder
wagemutig auf der Fahrbahn mit rund 40.000 Autos und Bussen fahren, oder muss auf dem
schmalen, rumpeligen Radweg, der mitten durch die Wartenden an Bushaltestellen führt,
zurecht kommen.

Parkende Autos verursachen gefährliche Situationen für Radfahrer*innen


Die Busspuren nördlich Buckower und Marienfelder Chaussee gelten nur montags bis
freitags für vier Stunden (6-10 Uhr). In den restlichen 20 Stunden (10-6 Uhr) werden dort
Autos abgestellt; die dann im rechten Fahrstreifen abgestellten Autos rufen gefährliche
Situationen hervor, nicht zuletzt, wenn man den Mariendorfer Damm queren möchte. Fährt
man auf der Straße, nehmen sie den Platz weg, auf dem man sicher stehen könnte, um die
durchfahrenden Autos passieren lassen zu können. Fährt man aber auf dem alten
Hochbordradweg, dann verdecken Autos die Sicht auf den fließenden Verkehr. Dies
wiederum kann zu Unfällen beim Abbiegen von Autofahrenden, die den Vorrang des
geradeausfahrenden Radverkehrs missachten, führen.

Fußgänger*innen brauchen für ihre Sicherheit eine Bedarfs-Ampel

Für zu Fuß Gehende, die den Mariendorfer Damm queren wollen, trifft Gleiches zu: für die
Schüler*innen der benachbarten Grundschule am Sandsteinweg sowie für Kund*innen der
Physiotherapiepraxis und weiteren Geschäften auf beiden Seiten des Mariendorfer Damms.
Bislang sind die nächsten ampelsignalisierten Querungsmöglichkeiten 280 m (Buckower
Chaussee / Marienfelder Chaussee) bzw. 305 m (Ankogelweg) und etwa 4 Gehminuten
entfernt. Um auf die gegenüberliegende Seite zu gelangen, sind also 8 Minuten Fußweg, hin
und zurück gar 16 Minuten, erforderlich. Das ist – insbesondere für Menschen, die nicht gut
zu Fuß sind – völlig praxisfern. In Höhe Sandsteinweg ist deshalb eine Bedarfsampel zur
Querung des Mariendorfer Damms dringend erforderlich.

Bisher ist auf dem Lichtenrader Damm Radverkehr gar nicht vorgesehen

Südlich der Buckower und Marienfelder Chaussee in Lichtenrade ist die Situation auf der
B96 für den Radverkehr vergleichbar: ein alter, schmaler, verschlissener Hochbordradweg
führt durch Bushaltestellen. An der Kreuzung des Lichtenrader Damms in Höhe Grimmstraße
/ Fehlingstraße hatte sich vor kurzem ebenfalls ein tödlicher Radunfall ereignet: ein 85-jähriger Radfahrer wurde von einem abbiegenden Pkw-Fahrer am 02.11.2022 gerammt und
verstarb wenig später an den Unfallfolgen [https://berlin.adfc.de/artikel/getoetete-radfahrende]. Auf dem Abschnitt zwischen Goethe- und Grimmstraße auf dem Lichtenrader Damm
südwärts gibt es keinerlei Radverkehrsanlagen. Auch die jetzigen Bauarbeiten zur
kompletten Erneuerung der Straße sehen keine Radverkehrsanlagen vor, obwohl
geschützte Radverkehrsanlagen an Hauptverkehrsstraßen laut Mobilitätsgesetz § 43 seit
Sommer 2018 vorschriftsgemäß zu errichten sind.


Deshalb besteht auf dem Lichtenrader Damm zwischen Buckower / Marienfelder Chaussee
und Goltzstraße ebenfalls die Notwendigkeit, den Radverkehr auf geschützten Radspuren in
beiden Fahrtrichtungen zu führen. Die Führung von Bussen und Radverkehr in einer Spur
kommt wegen der im dichten Takt verkehrenden Busse – bis zu 24 Busse pro Stunde – nicht
in Betracht. Es sind daher, wie in § 43 des Mobilitätsgesetz festgelegt, baulich geschützte
Radspuren gemäß den Standards des Radverkehrsplans einzurichten.

Aufforderung zum Handeln

Dieses Schreiben wurde am 02.05.2023 an die Fraktionsvorsitzenden der demokratischen
Parteien der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg und an die Leiterin
der Abteilung für Ordnung, Straßen, Grünflächen, Umwelt und Naturschutz, Stadträtin
Ellenbeck, versendet.

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https://berlin.adfc.de/artikel/sicherer-radverkehr-b96-suedlich-alt-mariendorf

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 200.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die ADFC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer*in achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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