Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Landesverband Berlin e. V.

Bessere Sicht und mehr Platz fürs Rad: Fahrradbügel an Kreuzungsecken

Bessere Sicht und mehr Platz fürs Rad: Fahrradbügel an Kreuzungsecken © ADFC Berlin / Lisa Feitsch

Sichere Kreuzungen durch mehr Fahrradstellplätze

Fahrradbügel an Kreuzungsecken: Eine einfache Maßnahme macht Kreuzungen sicherer und schafft gleichzeitig mehr Platz fürs Rad. Ein Auftrag für alle Berliner Bezirke!

Durch Fahrradbügel und Poller im Kreuzungsbereich werden Falschparker ferngehalten, alle Verkehrsteilnehmenden haben freie Sicht, Menschen mit Behinderungen kommen barrierefrei über die Fahrbahn und gleichzeitig wird mehr Platz fürs Rad geschaffen. Zusätzlich ist diese Maßnahme eine verhältnismäßig einfache Maßnahme, mit der die Berliner Bezirke für mehr Verkehrssicherheit aktiv werden können. Der ADFC Berlin fordert eine Fahrradbügel-Offensive an Berlins Kreuzungen.

Die Problemlage

Knotenpunkte bergen besondere Sicherheitsrisiken. Hier kreuzen die Wege aller Verkehrsteilnehmenden. Im Nebenstraßennetz geschieht dies in den meisten Fällen unsignalisiert, also ohne Ampeln. Daraus ergibt sich ein Gefahrenfeld insbesondere für schwächere Verkehrsteilnehmende.

Verbotswidrig abgestellte Kfz im Bereich der Knotenpunkte verschärfen die Sicherheitsrisiken erheblich

 

Die Rechtslage

Laut Straßenverkehrsordnung dürfen Fahrzeugführer:innen in einem Abstand von fünf Metern vor und hinter Kreuzungen nicht parken. Dieser wird sogar auf acht Meter ausgeweitet, wenn rechts neben der Fahrbahn ein baulich angelegter Fahrradweg verläuft. Dadurch soll allen Verkehrsteilnehmenden freie Sicht und den Fußgängern das Queren ermöglicht werden. Wir wissen, dass die Realität auf der Straße leider anders aussieht – oft werden Kreuzungen trotz des Verbots vollständig zugeparkt.

 

In vier Schritten zur sichereren Kreuzung

Ausgangslage

Knotenpunkt ohne Ampel, ohne Markierungen und ohne Gehwegvorstreckungen.

1. Gehwegvorstreckungen markieren

Auf Gehwegvorstreckungen können Fußgänger:innen weiter hervortreten und sind deshalb für den Fahrverkehr besser sichtbar. Sie verhindern das regelwidrige Parken und halten die Sichtbereiche frei. Gehwegvorstreckungen können baulich abgesetzt oder einfach markiert werden.

2. Gehwegvorstreckungen absichern

Das Problem bei markierten Gehwegvorstreckungen: Kfz parken dennoch regelwidrig darauf und versperren die Sicht oder gar den Durchgang für Fußgänger:innen. Dies kann durch Hindernisse wirksam verhindert werden. Oft werden Poller verwendet, eine viel sinnvollere Alternative sind jedoch Fahrradbügel. Sie schützen ebenso wie Poller davor, dass Kfz die Linie überfahren und bieten darüber hinaus die Möglichkeit, Fahrräder sicher anzuschließen. Fahrräder sind anders als Kfz durch ihre geringe Höhe und die fehlende Außenverkleidung kaum ein Sichthindernis. Beispielkreuzung: 16 Bügel = 32 Stellplätze

3. Furten und Haltelinien

Markierungen beeinflussen die Sicht auf die Straße sowie das Verhalten der Verkehrsteilnehmer:innen. Furten machen auf querende Fußgänger aufmerksam. Haltlinien zeigen den Haltepunkt und beeinflussen damit auch die Bremsbereitschaft. Beide Markierungen sind jedoch laut Verwaltungsvorschrift zur StVO nur in Verbindung mit einer Lichtzeichenanlage, also einer Ampel, möglich.

Für sichere Knotenpunkte in Nebenstraßen ist es deshalb sinnvoll, andere Markierungen anzubringen, die keine Verkehrszeichen sind, aber dennoch auf den querenden Fußverkehr aufmerksam zu machen. Die in der Grarfik dargestellte Linie ist als Platzhalter gedacht.



Zwischenergebnis

Der umgestaltete Knotenpunkt:

  • bietet ein freies Sichtfeld,
  • weist eine klare Verkehrsführung auf,
  • schafft zusätzliche Fahrradstellplätze,
  • bleibt dauerhaft barrierefrei.

4. Bauliche Umsetzung

Die Markierung der Gehwegvorstreckungen ist die schnelle und kostengünstige Variante. Sie kann als Sofortmaßnahme umgesetzt werden. Bauliche Gehwegvorstreckungen bieten eine noch deutlichere Grenze und weisen keinen Höhenunterschied zum Gehweg auf. Die bauliche Ausführung kann immer zu einem passenden Zeitpunkt durchgeführt werden, etwa wenn die Straße sowieso saniert werden muss oder Leitungsarbeiten im Untergrund vorgenommen werden.

Andere Knotenpunkte und Verkehrsführungen

Das Konzept lässt sich natürlich auch auf andere Knotenpunkte als das einfache Kreuz anwenden, hier zum Beispiel die T-Kreuzung.

Hauptverkehrsstraßen

Auch an Hauptverkehrsstraßen kann dieses Konzept grundsätzlich angewendet werden und die Sicherheit verbessern. Die Hürden bei der Umsetzung und Gestaltung durch ggf. notwendige Anpassungen von Ampeln oder durch vorhandene Radwege sind hier jedoch höher.

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https://berlin.adfc.de/artikel/sichere-kreuzungen-durch-mehr-fahrradstellplaetze

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