Sicher zur Schule in Kaulsdorf
Wo sich sonst morgens die Elterntaxis drängen, war am 23. September Ruhe. Die Adolfstraße und die Waplitzer Straße waren im Bereich der Franz-Carl-Achard-Grundschule in Kaulsdorf gesperrt.
Die ADFC-Stadtteilgruppe Wuhletal wollte, unterstützt vom Netzwerk Fahrradfreundliches Marzahn-Hellersdorf und den Eltern der Grundschüler:innen, mal für eine Stunde zeigen, wie ein unbeschwertes Ankommen an der Schule aussehen kann. Nämlich dann, wenn man im Bereich der Schule nicht auf rangierende oder durchfahrende Autos achten muss.
Die Schüler:innen waren erst zurückhaltend. Aufforderungen der Aktiven wie „Hey, heute könnt ihr mal auf der Straße gehen. Wir haben sie extra für euch sperren lassen“ quittierten sie erst einmal mit ungläubigen Blicken. Doch die Polizeiautos quer auf den Straßen schufen Vertrauen. Und je mehr Mitschüler:innen sich auf die Straße wagten, desto schneller kamen weitere hinzu.
Da wurde Hopse gespielt, mit Kreide die Straße verschönert. Eine Sechsklässlerin ließ sich über die Straße rollen, andere machten mit dem Handy Selfies in dieser ungewohnten Situation. Es gab einen Slalom für die Rad- oder Rollerfahrenden, Hula Hoop war heute mal mitten auf der Straße möglich. Auch Lehrer:innen, Horterzieher:innen und Eltern, die ihre Kinder zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule brachten, waren begeistert von dem Platz und den damit verbundenen Möglichkeiten.
„Ist das jetzt immer so?“, fragte ein Junge hoffnungsfroh. Leider nicht. Noch nicht. Die ADFC-Stadtteilgruppe setzt sich dafür ein, dass die Verkehrssituation rund um die Schule beruhigt wird. Zumal die Waplitzer Straße häufig von den Schüler:innen überquert werden muss, da auf der anderen Straßenseite weitere Schulgebäude und Schulgelände sind. Pünktlich zum Unterrichtsbeginn um 7.45 Uhr verschwanden die Schüler:innen im Gebäude, die ADFC-Aktiven räumten ihre Utensilien wieder zusammen, und die Polizei gab die Straßen wieder für den Verkehr frei.
An der Franz-Carl-Achard-Grundschule sind weder die Wege zur Schule noch die um die Schule kindgerecht oder bürgerfreundlich. Überall fehlen hier begehbare Bürgersteige und Fahrradwege. Auch wenn die Schule an Nebenstraßen liegt, ist der Schulweg durch den vielen Autoverkehr unsicher.
Daher fordern die Initiator:innen der Aktion einen verkehrsberuhigten Bereich vor der Schule, der als Schutzraum für die Schüler:innen einer Grundschule wahrgenommen wird. Nur durch die Abtrennung von motorisiertem Verkehr, Radwegen und Fußgängerbereichen und die Einrichtung von Querungen ist eine sichere Fortbewegung für alle möglich.
Ähnliche Probleme gibt es an vielen Schulen im Stadtgebiet. Daher ist eine zentrale Forderung der Aktion #100Schulzonen von Changing Cities die Einführung von 100 autofreien Schulzonen pro Jahr. Auch wenn diese nur den letzten Teil des Schulweges abdecken, stellt dieser Vorschlag den Anfang einer Transformation dar, die schrittweise zu einer kinderfreundlicheren Stadt führen kann. Entschiedenes, politisches Handeln würde Eltern endlich das Gefühl geben, mit diesen Problemen nicht allein gelassen zu werden. Sie führt zu gut nutzbaren Fuß- und Radwegen und damit zu mehr Lebensqualität und Gesundheit bei einer Reduzierung von Gesamtkosten und Autoverkehr.
Auch Stefanie Wagner-Boysen, Fraktionsgeschäftsführerin der Linken in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), Jan Lehmann, SPD, und Kristian Ronneburg, Die Linke, beide Mitglied im Abgeordnetenhaus, machten sich an diesem Morgen vor Ort ein Bild von der Situation.
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