Die Stadtteilgruppe Wuhletal besuchte am 8. Mai 2022 Gedenkorte im Bezirk

Der Vorsitzende des Heimatvereins MaHe, Wolfgang Brauer (Bildmitte), begleitete die Gruppe fachkundig © Axel Viertmann

Kieztour zu Gedenkorten im Bezirk Marzahn-Hellersdorf

Am 8. Mai besuchte die ADFC-Stadtteilgruppe Wuhletal mit etwa 40 Teilnehmer*innen verschiedene Gedenkorte im Bezirk Marzahn-Hellersdorf.

Dazu zählten das Zwangsarbeiterlager in Kaulsdorf, das Klinikgelände im Wuhlgarten, das „Haus der Befreiung“ an der Landsberger Allee, die Gedenkstätte der Sinti und Roma sowie der Parkfriedhof Marzahn.

Die erste Station war das Zwangsarbeiterlager Kaulsdorfer Straße 90. Es war das größte im Bezirk in der NS-Zeit. Wolfgang Brauer, der Vorsitzende des Heimatvereins Marzahn-Hellersdorf, erläuterte der Gruppe hier bei den acht Ausstellungstafeln an der Wuhle die wechselhafte Geschichte dieses Lagers. Gebaut ursprünglich als Unterkunft für deutsche Arbeiter in Projekten der Reichsbahn wurde es genutzt als Durchgangslager für Wolhyniendeutsche, dann als Lager für französische Kriegsgefangene. Ab 1942 waren hier Ostarbeiter aus Russland und der Ukraine untergebracht. Bis zu 1400 Menschen, darunter auch Frauen und Kinder, fristeten hier ihr Dasein.

Die nächste Station waren die drei Infostelen im Wuhlgarten, in der Nähe des heutigen UKB. Die älteren Gebäude, geschaffen vom damaligen Baustadtrat und Architekten Hermann Blankenstein, prägen noch heute das Gelände. 1893 hatte die Stadt Berlin hier die „Anstalt für Epileptische Wuhlgarten bei Biesdorf“ eröffnet, eine psychiatrische Klinik weit vor den damaligen Mauern der Stadt.

Die Infostelen beschreiben die wechselhafte Geschichte des Geländes, in der NS-Zeit wurden hier Zwangssterilisationen vorgenommen und Patient*innen ermordet im Rahmen der Ideologie „lebensunwerten Lebens“ (Euthanasie).

Von dort aus ging es weiter an die Landsberger Allee 563. Das Haus, das derzeit wegen Renovierung komplett eingerüstet ist, soll das erste Berliner Gebäude gewesen sein, auf dem die sowjetische Armee am 21. April 1945 ihre Fahne gehisst hat. Am 2. Mai kapitulierte die Hauptstadt dann. Wolfgang Brauer berichtet den Teilnehmer*innen vom Weg der sowjetischen Armee in die Hauptstadt.

Letzte Station war das Zwangslager Marzahn am S-Bahnhof Raoul-Wallenberg-Straße. Hier, am heutigen Otto-Rosenberg-Platz, befand sich zwischen 1936 und 1945 ein nationalsozialistisches Zwangslager für Sinti und Roma, beschönigend Rastplatz genannt. Hier endete die etwa 20 Kilometer lange Tour. Einige der Teilnehmer*innen gingen noch zum nahegelegenen Parkfriedhof. Hier sind ein Gedenkstein für Sinti und Roma, ein Zwangsarbeiterdenkmal sowie das sowjetische Ehrenmal Berlin-Marzahn zu finden.

Ein Artikel zu unserer Kieztour stand auch im Tagesspiegel Leute Newsletter für Marzahn-Hellersdorf vom 10. Mai 2022

Mehr zu weiteren aktuellen Themen der Stadtteilgruppe findest Du hier

Verwandte Themen

Ein Bezirk wacht auf

Friedrichshain-Kreuzberg zeigt: Verkehrswende geht. Und er zeigt, wo sie beginnt: In der Verwaltung. Denn wo ein Wille,…

In Trippelschritten zur Verkehrswende

Vom Kunger-Kiez bis Schmöckwitz, von der Köpenicker Altstadt, über den Plänterwald bis zu Landesgrenze Richtung…

Die Müllerstraße: Die Poller verteilen den öffentlichen Raum konsequent da um, wo es nötig ist.

Mit Pollerbü kommt Schwung nach Mitte

Lange fristete der Radverkehr im Bezirk Mitte ein stiefmütterliches Dasein, doch plötzlich ploppen hier und da Poller…

Poller-Reihe im Bellermannkiez: Der Fuß- und Radverkehr fließt.

Im Interview: „Wir müssen die Angst verlieren, Dinge auf die Straße zu bringen“

Almut Neumann, Bezirksstadträtin in Berlin-Mitte, im radzeit-Interview über Verkehrssicherheit im Bezirk, Kiezblocks und…

Zwischen Stückwerk und Hoffnung

Wer in Berlin mit dem Rad unterwegs ist und sich über schlechte oder gar fehlende Radwege ärgert, fragt sich selten, in…

Im Interview mit Urban Aykal „Mein Ziel ist, dass wir ganz vorne mitmischen“

Urban Aykal ist seit Dezember 2021 als Bezirksstadtrat für Ordnung, Umwelt- und Naturschutz, Straßen und Grünflächen für…

Das Berliner Projekt Radbahn

Überdacht Radfahren: Das Berliner Projekt Radbahn

Berlins erster überdachter Fahrradweg: Das innovative Vorhaben der Radbahn steht Berlin gut zu Gesicht. Jetzt muss die…

Im Interview mit Filiz Keküllüoglu, Bezirksstadträtin für Verkehr in Lichtenberg

Im Interview: Die neue Bezirksstadträtin für Verkehr Filiz Keküllüoğlu über die ausgebremste Verkehrswende in…

Hans-Joachim Legeler an der Gehrenseebrücke Lichtenberg

Lichtenberg: Kein Paradies fürs Rad!

Lichtenberg bleibt Radverkehrs-Schlusslicht. Doch die Aktiven des ADFC Berlin kämpfen weiter und können mit der neuen…

https://berlin.adfc.de/artikel/kieztour-zu-gedenkorten-im-bezirk-marzahn-hellersdorf

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 200.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

    weiterlesen

  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die ADFC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

    weiterlesen

  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

    weiterlesen

  • Worauf sollte ich als Radfahrer*in achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

    weiterlesen

  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

    weiterlesen

  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

    weiterlesen

Bleiben Sie in Kontakt