Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Landesverband Berlin e. V.

Görlitzer Park: Keine Nachtschließung!

Wir kritisieren die Pläne, den Görlitzer Park nachts zu schließen - damit würde es für Radelnde deutliche Verschlechterungen geben, ohne die Probleme zu lösen. Deshalb haben wir uns an Bürgermeister und Verkehrssenatorin gewandt.

Wir haben unsere Bedenken gegen eine Einzäunung und Nachtschließung des Görlitzer Parks zunächst an den Regierenden Bürgermeister herangetragen. Sein Büro hat uns an den Senat für Mobilität verwiesen. Dann haben wir fast den gleichen Brief an Senatorin Schreiner geschrieben und eine Antwort der Staatssekretärin Stutz erhalten. Zuletzt haben wir dann der neuen Senatorin Bonde geschrieben. Wir haben auch an der Demonstration im März 2024 gegen die Schließung teilgenommen.

Das Hauptproblem für Radelnde ist, dass mit der Umzäunung eine wichtige Direktverbindung zwischen Friedrichshain und Neukölln durch Kreuzberg geschlossen wäre. Auch die Verbindung von Treptow durch den Görlitzer Park ist gemäß der Planung zu den Sperrzeiten abgeschnitten, zumal unseres Wissens der Zaun zusätzlich die Abfahrt nach Süden zur Wiener Straße abschneiden würde. 

Die Direktverbindung würde durch eine nächtliche Schließung des Parks unterbrochen werden. Sowohl Fußgänger als auch Radfahrer müssten dann einen bis zu 700 Meter langen Umweg nehmen. Beim Radverkehr wäre mit einer deutlichen Fahrzeitverlängerung zu rechnen, beim Fußverkehr umso mehr. Auch nachts findet hier viel Verkehr statt, insbesondere am Wochenende - und gerade da möchte man mit dem Rad keine Umwege fahren.

Es erscheint aus Sicherheitsgründen wenig plausibel, einen kurzen Weg durch einen Park durch einen längeren Weg durch eine parkähnliche Umgebung zu ersetzen. Es gibt keine Garantie, dass nicht auch auf dem neuen, dann sogar längeren Weg Gefahren durch Kriminalität drohen. Die südliche Umfahrung um den Park führt über das Görlitzer Ufer, dessen 2024 verbesserte Radverkehrsinfrastuktur wir begrüßen. Aber sie betrifft nur eine der beiden kurzen Seiten des Parks. Vor allem die beiden langen Seiten sind weiterhin ein großes Problem. 

Die nördliche Umfahrung über die Skalitzer Straße führt größtenteils über viel zu schmale und zudem schadhafte Hochbordradwege, ist unübersichtlich und gefährlich. Besonders problematisch ist der Abschnitt Skalitzer Straße / Oppelner Straße in Richtung Osten, unmittelbar vor der Kreuzung Schlesische Straße: Hier ist der Radweg zu schmal und in einem schlechten Zustand, es gibt Konflikte mit Rechtsabbiegern in die Schlesische Straße und hier nutzen auch viele – Betrunkene und Touristen – zu Fuß den Radweg. In Gegenrichtung sieht es ähnlich aus. Am 14. Februar 2024 hat sich in der Skalitzer Straße Ecke Görlitzer Straße ein Unfall ereignet.

In Richtung Osten ist außerdem der Abschnitt zwischen Wrangelstraße und Oppelner Straße zu erwähnen. Hier ist der Radweg im wohl schlechtesten Zustand dieser Strecke. Zudem ist er durch einen niedrigen Bordstein vom Bürgersteig getrennt, der im Zusammenhang mit seinem Zustand, dem Bewuchs und der Beleuchtung zu einem großen Sturzrisiko führt, sodass dieser Weg als Umleitung ebenfalls nicht geeignet ist.

Viele Radelnde bevorzugen kurze Fahrtstücke im Grünen außerdem auf Ihrem Weg, um auf dem Weg zur Arbeit Kraft zu schöpfen oder um nach der Arbeit den Stress abzulegen. Das ist besonders in den Abend- oder Morgenstunden der Fall, wenn die Parks nicht so voll sind. Zugleich ist das für Radelnde auch ein Lohn für umweltfreundliches Verhalten.

Im Übrigen macht unseres Erachtens die geplante Tram M10 durch den Görlitzer Park jede Überlegung zur nächtlichen Schließung des Parks obsolet.

Mit einer Umzäunung und Nachtschließung des Görlitzer Parks würde das Radfahren in unserem Bezirk unsicher und unattraktiver werden. Deshalb muss der Senat seine Pläne stoppen.

(Bild von Boris Niehaus / Wikipedia, CC BY-SA 3.0)

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