Teilnehmer der Radtour für Mitglieder der BVV-Ausschüsse

mit Mitgliedern der BVV-Ausschüsse unterwegs in Reinickendorf © Carsten Schulz

Eine Feierabend-Radtour durch unser grünes Reinickendorf

dazu hatte die ADFC-Stadtteilgruppe am 11.04.2024 kurz nach Frühlingsanfang und rechtzeitig zu Beginn der neuen Fahrradsaison die Mitglieder:innen der BVV-Ausschüsse für Mobilität und Tiefbau sowie Ordnung, Umwelt, Grünflächen und Natur eingeladen.

Mit dieser Geste wollten wir die bereits bestehenden Kontakte vertiefen und neue ermöglichen. Damit war und ist die Hoffnung verbunden, eine gute Basis für ein gutes „Miteinander“ wie immer wieder seitens des Bezirks betont wird, zu schaffen.

Wir engagieren uns alle ehrenamtlich, sind täglich mit dem Fahrrad unterwegs und werden oft von besorgten Menschen, die wieder einmal als Radfahrende in eine kritische Verkehrssituation geraten sind, um Unterstützung gebeten. Immer geht es um mehr Sicherheit auf der Straße! Uns ist bewusst, dass ein Mehr an Sicherheit durch eigenes rücksichtsvolles, um- und weitsichtiges Verhalten erreicht werden kann. Das ist das Eine und das Andere sind die Rahmenbedingungen, die es braucht, um sicher von A nach B zu gelangen. Dazu zählt eine gute Radverkehrsinfrastruktur die bspw. ein sicheres Überqueren der Straße möglich machen.

Unsere Tour führte uns vom Rathaus Reinickendorf über die Gorkistraße nach Tegel! Eine Herausforderung für alle Verkehrsteilnehmenden! Erst am vergangenen Sonntag, als ich den nicht benutzungspflichtigen schmalen Hochbordradweg entlang der Gorkistraße genutzt habe und meine Fahrt durch das plötzliche Öffnen einer Autotür jäh gestoppt wurde, war ich doch nicht wenig überrascht, anstelle einer besorgten Entschuldigung nur zu hören: „Ich habe aber nach hinten geguckt!“

Wir verließen die Gorkistraße und radelten über den frisch sanierten Weg entlang des Nordgrabens. Ein wunderbares Stück Radweg, übersichtlich, breit, gut befahrbar bis zur Ziekowstraße. Hier werden sowohl Radfahrende, zu Fuß Gehende und Autofahrende mit einem unübersichtlichen Kreuzungsbereich ohne entsprechende Hinweisschilder konfrontiert! Dieser Bereich zählt auch zum unmittelbaren Einzugsgebiet des Humboldtgymnasiums, d.h. Schüler:innen werden täglich verkehrsinfrastrukturbedingt Gefahren ausgesetzt!

Schade, hier vor Ort hätten wir uns gerne mit weiteren Entscheidungsträgern ausgetauscht, um diese extreme Gefahrenzone möglichst bald zu entschärfen! Wir verstehen nicht, warum derartige Kreuzungsbereiche bei Sanierungen nicht mitgedacht, sprich querungsicher gestaltet werden!

Die Tour führte uns dann weiter zur Gorkistraße vorbei an den vielen wenig genutzten Fahrradständern, gedacht für die verkehrsberuhigte Einkaufszone! In ganz Reinickendorf wurden in den vergangenen Jahren auffallend viele Haltebügel und Abstellanlagen für Fahrräder installiert. Uns interessieren die Auswahlkriterien für die jeweiligen Standorte. Direkt zugängig zum Tegelcenter gibt es ein Autoparkhaus, die Abstellanlagen für Fahrräder liegen 200m vor der verkehrsberuhigten Einkaufszone hinter dem Bahnübergang. Wir setzten unsere Tour weiter fort Richtung Borsigwalde. Um der emphohlenen Fahrradstrecke zu folgen, muss man die viel befahrene Gorkistr. 50m vor dem beschrankten Bahnübergang kreuzen oder man nutzt die sichere Variante, fährt bis zur Ampel kreuzt dort und fährt wieder 50m zurück?! Auf dem Weg zur Ernststraße und den weiteren Verlauf wurde deutlich, dass Tempo 30 Zonen erheblich zur erforderlichen Verkehrssicherheit beitragen würden! Die Kita in der Ernststr. braucht morgens in der Zeit von 6.30 - 10 Uhr eine Haltebucht für LKW-Anlieferungen, die dann im weiteren Tagesablauf von Eltern genutzt werden könnte. Ältere Anwohnende vermissen ihre Bank zum Verschnaufen an der Ecke Ernststr. Eine Alternative wäre ein Standort zwischen Tietzstr. und Klinnerweg. Die befragten anliegenden sozialen Einrichtungen entlang unserer Radtour nannten häufig unübersichtliche Querungs- und Kreuzungsbereiche, enge Hochbordradwege und Parkzonen als Problembereiche im Alltag. Sie sehen dringenden Handlungsbedarf zum Schutze der Kinder. Sie begrüßen außerordentlich unser Engagement!

Wenn wir ehrlich sind, jahrzehntelang wurde fast ausschließlich die gesamte Verkehrsinfrastruktur autogerecht gestaltet. Als wir in den 70ziger Jahren wegen der Ölkrise gezwungen waren, das Auto stehen zu lassen, haben es damals fast alle als etwas Besonderes, als Lebensqualität empfunden, die Straßen sonntags anders, ohne die üblichen motorisierten Fahrzeuge wie Autos, LKW’s etc. nutzen zu können. Jede und jeder, der das damals miterlebt hat, kommt ins Schwärmen. Heute, mit größeren Energieproblemen wird der autofreie Sonntag wie ein Super GAU diskutiert und verhindert. Warum?

Worum geht es wirklich, wenn der Ausbau für ein klimaschonendes Verkehrsmittel wie das Rad, verzögert oder blockiert wird? Worum geht es wirklich, wenn der gesetzlich vorgeschriebene Ausbau von Radwegen gestoppt wird! Das interessiert uns! Wir wollen verstehen nach welchen Kriterien geplant und gebaut wird. Wir engagieren uns, weil die Verkehrsdichte insbesondere hier in Reinickendorf auch durch die Pendlerströme aus dem Umland zunehmen, die engen Seitenstraßen immer stärker als Ausweichmöglichkeit genutzt werden und damit nicht nur Schulkinder täglich erhöhten Unfallgefahren ausgesetzt sind. Wir wollen keine Verkehrstoten, keine Schwerverletzten, keine Verletzten beklagen! Alle sollen sicher ihr Ziel erreichen!

Schade, wir sehen es als verpasste Chance und stellen mit Bedauern fest, es besteht kaum oder besser gesagt kein Interesse von Seiten der amtierenden Entscheidungsträger an einem Dialog!

Wir denken bei unserem Engagement insbesondere an die nächsten Generationen. Der lebenswerte Raum wird knapper! Klimaschutz ist Menschenrecht! Für diese Selbstverständlichkeit haben Schweizer Senior:innen gekämpft und Recht bekommen! Eine zukunftsorientierte Verkehrspolitik ist ein wesentlicher Baustein in diesem Kontext!

Wir bleiben dran, organisieren weitere Radtouren durch unseren lebenswerten, grünen Bezirk! Wir denken an die Zukunft und tragen Verantwortung für die nächsten Generationen.

Wie lautete der Slogan der siebziger Jahre: Fahrräder sind leise! Sie stinken nicht! In diesem Sinne bis bald! Wir radeln und sehen uns!

(Maria Anne Lamberti)

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https://berlin.adfc.de/artikel/eine-feierabend-radtour-durch-unser-gruenes-reinickendorf

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 200.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die ADFC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer*in achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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