ADFC-Selbsthilfewerkstatt - Hier wird noch selber repariert
Zuschauen, reparieren, Spaß haben – in der ADFC-Selbsthilfewerkstatt können Menschen ihre Räder selber reparieren. Werkzeug und versierte Hilfe sind vor Ort. Ein Besuch zwischen Bremse einstellen und Kette austauschen.
Neue Kette, neue Ritzel, neue Kassette – Luisa hat sich viel vorgenommen für ihren Besuch in der ADFC-Selbsthilfewerkstatt. „Ständig rutscht die Kette durch, es schaltet nicht mehr richtig – ich muss alles aus tau schen“, sagt sie. Ihr Fahrrad sei ihr häufiger Begleiter, zur Arbeit, durch die Stadt, auf Radtouren. Die 30 Jährige wuchtet ihr Fahrrad auf den Montage ständer und schaut sich auf der Suche nach Hilfe um. „Bin gleich bei dir“, ruft Bernd Schafsteller herüber. Er ist einer von drei ehrenamtlichen Helfern, die an diesem Mittwoch Fragen beantworten, Werkzeug ausleihen, Anleitung geben und Hand anlegen.
Montag, Mittwoch und Freitag hat die ADFC-Selbsthilfewerkstatt geöffnet. Jeder und jede kann spontan vorbeikommen. „Es ist aber besser, einen Termin zu machen, damit man auch wirklich rankommt“, sagt Bernd, 54 Jahre alt, groß gewachsen, voller Bart. Denn es kann durchaus voll werden – wie an diesem Mittwoch zum Beispiel. Draußen, vor der Werkstatt, sind gleich sechs Menschen am Basteln. Christian und sein Sohn Ian sind mit dem Lasten rad da. Die Vorderbremse muss entlüftet werden und braucht neue Bremsflüssigkeit. Daneben steht Peter. Er hat sich ein gebrauchtes Fahrrad gekauft und möchte Bremsen und Licht reparieren. Drinnen, in der Werkstatt, sind auch noch einmal vier Leute. Bei einem Kinderfahrrad sägt ein Vater mit einer Eisensäge an der Kurbel, die sich einfach nicht mehr lösen möchte. Eine Frau stellt die Bremsen ihres Rennrades ein.
Bernd wirbelt hier und zeigt, wie das Licht ausgetauscht wird. Karsten, der zweite Helfer heute, wirbelt dort und holt das Werkzeug für die Bremsenentlüftung für das Lastenrad. „Ich will die Räder auf die Straße bringen“, sagt Karsten. 18 Jahre hat er als Fahrradmechaniker in einem Fahrradladen gearbeitet. „Ich mag Fahrradmechanik, das hat etwas sehr elegantes.“ Dann öffnet er den Deckel des Hauptbremszylinders und setzt die Entlüftungsspritze an. Vater und Sohn schauen fasziniert zu. „Beim nächsten Mal können wir das selber“, sagt der Vater. Tatsächlich ist die Selbsthilfewerkstatt ein Service vom ADFC Berlin, der die Menschen fit darin machen möchte, ihre Räder selber zu reparieren. Das sorgt für weniger Frust und mehr Lust am Fahrrad und ist damit ein wichtiger Beitrag zur Verkehrs wende.
Bernd ist inzwischen bei Luisa angekommen. Sie berichtet von ihrem Problem und zeigt die Ersatzteile, die sie gekauft hat. „Als erstes wechseln wir die Kette“, sagt Bernd ruhig. Er bringt einen Ketten nieter und zeigt, wie man diesen bedient. Luisa macht es nach und löst die Kette. Das Prinzip der Selbsthilfewerkstatt sei einfach: „Wir erklären, wir machen es einmal vor, die Leute machen es dann selber nach.“ Am Ende kontrollieren sie die sicherheitsrelevanten Teile wie die Bremsen natürlich noch einmal nach.
Drei Stunden wirbeln die ehren amtlichen Helfer an diesem Mittwoch, 22 Leuten werden sie geholfen haben und am Ende fahren Luisa, fahren der Vater und der Sohn und all die anderen glücklich mit ihren reparierten Fahrrädern nach Hause. „So soll es sein“, sagt Bernd.