Verkehrssicherheit erhöhen - Dooring-Unfälle verhindern!
In Berlin werden pro Tag im Durchschnitt knapp zwei Unfälle polizeilich registriert, bei denen Autofahrende oder Mitfahrende durch das Öffnen der Autotür Radfahrende zum Sturz bringen. Die Radfahrenden werden dadurch häufig schwer verletzt.
Dooring-Unfälle – so werden Verkehrsunfälle genannt, bei denen Autofahrende durch das Öffnen der Autotür (englisch “door”) Radfahrende zum Sturz bringen. Die Verantwortung für den konkreten Unfall liegt in fast allen Fällen allein beim Autofahrenden (oder seinen Fahrzeuginsassen). Aber zur Vermeidung von Dooring-Unfällen gibt es auch wichtige Tipps für Radfahrende und Forderungen an Politik, Autohersteller und Verbände. Wichtig ist für den ADFC Berlin vor allem eine sichere Infrastruktur.
Radfahrende sollten einen Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter, besser 1,50 m zu parkenden oder haltenden Kraftfahrzeugen einhalten. Das Rechtsfahrgebot der StVO gilt selbstverständlich auch für Radfahrende. Aber Radfahrende müssen nicht so weit rechts fahren, dass sie sich selbst in Gefahr bringen. Eine gute Regel zur Orientierung ist dabei, dass Radfahrende auf der Fahrbahn dort fahren, wo sonst die rechten Räder der Kraftfahrzeuge ihre Spur haben. Der Bereich ist auf der Fahrbahn durch die leichte Vertiefung oder eine etwas andere Oberfläche des Asphalts erkennbar.
“Holländischer Griff” für Autofahrende
Autofahrende müssen sich vor dem Öffnen der Autotür immer und ohne Ausnahme davon überzeugen, dass sich kein Radfahrender dem Auto nähert. Vor dem Aussteigen sollten Autofahrende nicht nur in den Außenspiegel, sondern auch über die linke Schulter nach hinten schauen. Durch die konsequente Anwendung des “holländischen Griffs” (Öffnen der Fahrertür grundsätzlich mit der rechten Hand) können Autofahrende diese Sicherheitsmaßnahme in ihre Abläufe integrieren und damit Schaden abwenden. Bei dem Öffnen der Tür mit der rechten Hand wird der Oberkörper gedreht und der Blick wandert automatisch seitlich nach hinten – also auf die Fahrbahn. Kraftfahrende sollten auch aussteigende Insassen und den Schwenkbereich ihrer Türen (beidseitig) im Blick haben und verhindern, dass diese ihrerseits Türöffnungsunfälle verursachen.
Der “holländische Griff” wird in diesem Video anschaulich erklärt.
Radfahrende, die den notwendigen Sicherheitsabstand von 1 bis 1,50 m zu den parkenden und haltenden Kraftfahrzeugen einhalten, dürfen nicht von nachfolgenden Kraftfahrenden bedrängt werden. Zu dichtes Auffahren und zu dichtes Überholen mit weniger als 1,5 m Abstand sind unzulässig und stellen eine Gefährdung dar. Kraftfahrende müssen diese Abstände respektieren und dürfen in keinem Fall Radfahrende „maßregeln“, weil sie fälschlicher Weise glauben, Radfahrende, die den Mindestabstand einhalten, führen “mitten auf der Straße”.
Ausbildungsauftrag für Fahrschulen und Verbände der Berufskraftfahrenden
Der “holländische Griff” wird in den Niederlanden routinemäßig mit großem Erfolg angewandt. Um dies auch in Deutschland zu erreichen, bedarf es einer deutlichen Verhaltensänderung. Berufskraftfahrende (zum Beispiel in Taxi, Lieferwagen und Lkw) sollten hierzu über ihre Arbeitgeber verpflichtet werden und können durch ihre Multiplikatorwirkung aktiv zu der notwendigen Verhaltensänderung beitragen. Fahrschulen sollten einen stärkeren Fokus in der Fahrausbildung auf diese Praxis und die nachhaltige Anwendung des “holländischen Griffs” legen.
Fehlerverzeihende Technik von Autoherstellern
Um Dooring-Unfälle zu verhindern, müssen Kraftfahrzeuge mit automatischem Stopp-System für Autotüren ausgestattet werden, die das Öffnen kurz vor und während des Vorbeifahrens eines Radfahrenden verhindern.
Fehlerverzeihende Infrastruktur: Was die Politik des Landes Berlin tun kann
Wichtig ist die Infrastruktur: Es müssen endlich sichere und geschützte Radwege gebaut werden, bei denen Radfahrende außerhalb des Türöffnungsbereiches sicher fahren können. Dazu braucht es Sicherheitstrennstreifen von mind. 80 cm Breite - wie in neuen Fahrradstraßen oder bei Radfahrstreifen inzwischen üblich. Langfristig sollten mehr Parkflächen vom öffentlichen Raum in Parkhäuser verlegt werden. Das Land Berlin sollte eine Bundesratsinitiative erarbeiten und vorlegen, mit der eine gesetzliche Vorschrift zum verpflichtenden Einbau von automatischen Stopp-Systemen für Autotüren geschaffen wird.