Die TVO: vierspurig und mitten durch den Wald? Nein, danke!
Der ADFC Berlin lehnt das aktuelle TVO-Vorhaben ab und setzt sich stattdessen für eine Nahverkehrstangente und damit für eine ganzheitliche Planung von Schienen-, Straßen- und Radverkehrsverbindungen ein.
Ein modernes, zeitgemäßes Verkehrsbauvorhaben würde einerseits die Bedürfnisse aller Verkehrsarten in den Blick nehmen: Schiene, Auto, Fahrrad und Fuß. Es würde andererseits prüfen, inwieweit der Bau sich an den Problemen der Zukunft messen kann: 1. Klimakrise, 2. Verkehrswende, 3. wachsende Stadt, 4. immer mehr parkende Autos versus sinkende Zahl von tatsächlichen Autofahrten.
Die TVO tut nichts davon, stattdessen erinnert sie an Bauvorhaben aus dem letzten Jahrhundert, die sich allein an den Bedürfnissen des Kfz-Verkehrs orientierten. Die Folgen sind einschneidend: Da sind zum einen die mit 400 bis 700 Millionen Euro immensen Kosten für die 7,2 Kilometer lange Straße zwischen Biesdorf und Köpenick. Da sind die 22 Hektar Waldfläche, die unwiederbringlich verloren gehen würden. Da ist die für Berlin angestrebte Verkehrswende, die durch das Bauvorhaben torpediert werden würde.
Der ADFC Berlin setzt sich zusammen mit dem Bündnis „Schiene vor TVO“ für eine zeitgemäße und klimafreundliche Alternative ein, in der Schiene, MIV, Rad und Fuß gleichermaßen in der Planung berücksichtigt werden.
Das grundsätzliche Problem: Die TVO ist mit vier Fahrspuren für den Kfz-Verkehr völlig überdimensioniert. Es soll zwar ein Zweirichtungsradweg gebaut werden, dennoch bleiben die Bedürfnisse von Rad- und Fußverkehr Nebensache oder werden in vielen Abschnitten einfach ignoriert. Darüber hinaus verstoßen die Planungen gegen das Mobilitätsgesetz, zusätzlich werden geltende Richtlinien für den Radverkehr missachtet.
„Die TVO ist eine Gefahr für die Verkehrswende, die Bedürfnisse des Radverkehrs werden weitestgehend ignoriert“, sagt Karl Grünberg, Sprecher vom ADFC Berlin.
Wir haben uns die aktuellen Planungen aus Sicht des Radverkehrs angeschaut und dabei gravierende Mängel festgestellt.
Beispiel Knotenpunkt „Straße an der Wuhlheide“:
- Die Rampe zum Knotenpunkt ist viel zu steil und damit gefährlich für den Radverkehr (Verstoß gg. ERA 2010).
- Fehlende Aufstellflächen für Radfahrende
- Fehlende Wegführung, dadurch Konflikte mit Fußgänger:innen.
- Die Radwege der heranführenden Straßen bleiben mangelhaft, anstatt sie nach den Vorgaben des Mobilitätsgesetzes zu erneuern und damit die Lücke zum Knotenpunkt zu schließen.
Beispiel Anbindung Biesdorf:
- Ebenfalls zu steile Rampen bei der Anbindung Guntramstraße
- Der Arnfriedweg ist Teil des Radverkehr-Ergänzungsnetzes. Dieser kreuzt die TVO, doch es fehlt an vorbereitenden Maßnahmen für einen Tunnel oder eine andere Querungsmöglichkeit
- Fehlender Radweg beim Übergang zur Lauchhammerstraße, dadurch wird es zu Konflikten mit dem Fußverkehr kommen.
Beispiel fehlender Knotenpunkt zur Radbahn U5:
- Es fehlt an einem für Radfahrer:innen geeigneten Übergang zwischen der zukünftigen Radbahn U5 und der TVO. Anstatt hier einen qualitativ hochwertigen Übergang zwischen zwei Hochleistungsradverbindungen zu schaffen, wird der Wechsel zwischen dem Radweg entlang der TVO und der so genannten Radbahn U5 nicht berücksichtigt.
Beispiel Brücke für Fuß- und Radverkehr über der Kreuzung der TVO mit der B1/B5.
- Anstatt eines Vorzeigebauwerks würde hier ein Konflikt- und Unfallschwerpunkt entstehen, verursacht durch enge Kurvenradien, ungeklärten Wegbeziehungen zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmer:innen und die unerklärliche Priorisierung des abbiegenden Verkehrs.
Die vielen und hier nur beispielhaft ausgeführten Mängel machen eines deutlich: Der Radverkehr wird bei der Planung der TVO nur mangelhaft berücksichtigt. Die TVO selber verhindert die Umsetzung des Radverkehrsnetz.