Durch den Wald: In Brandenburg macht Radfahren auch in der kalten Jahreszeit Freude © Renald Leben

Brandenburg: Träumen vom Radreiseland

Während das Thermometer sinkt und das goldene Laub Brandenburg in ein herbstliches Paradies verwandelt, klingt für die meisten Radbegeisterten die Toursaison allmählich aus. Doch nach dem Sommer ist bekanntlich vor dem Frühling. Von Nicholas Potter.

Damit sich die frühlingshafte Stimmung auf dem Rad dann auch einstellt, muss das Land Brandenburg im Herbst und Winter aktiv werden.

Die dunklen Monate des Jahres eignen sich perfekt dafür, ein Radabenteuer für das Frühjahr zu planen. Einen Urlaub, der Körper und Umwelt zugutekommt. Vom Radtourismus profitieren nicht nur die Radfahrenden selbst, der Radtourismus ist für Brandenburg lukrativ. Er bringt viel Geld ins und vor allem aufs Land: Etwa 90 Prozent aller touristischen Radrouten führen durch den ländlichen Raum. Laut einer Analyse aus dem Jahr 2011 wurden damals rund 25 Prozent aller Umsätze im Tourismus in Brandenburg durch den Radtourismus erzielt. Jede:r Fahrradtourist:in gab im Durchschnitt mehr als 65 Euro am Tag aus, ohne Übernachtung.

Heute ist der Fahrradtourismus eine boomende Branche für Brandenburg. Doch ohne kontinuierliche Investition und Instandhaltung der Infrastruktur wird das Bundesland im Wettbewerb um Radtourist:innen zurückfallen, warnt Stefan Overkamp, Landesvorsitzender des ADFC Brandenburg. „Brandenburg als Radreiseland lebt heute von einer Substanz, die vor etwa 20 Jahren geschaffen wurde“, erzählt er. Damals gab es von Seiten des Wirtschaftsministeriums eine breit gefächerte Initiative, die Radtourismus als Schwerpunkt entwickelt und viele Fördertöpfe dafür ermöglicht hat. Mitglieder des ADFC spielten dabei eine wichtige Rolle.

Zwei Jahrzehnte später haben sich jedoch die Nutzungsansprüche an das Radnetz geändert, nicht zuletzt wegen der Entwicklung des E-Bikes. „Das Angebot von vor 20 Jahren passt heute einfach nicht mehr so gut wie damals, und mit Sicherheit nicht besser in fünf oder zehn Jahren“, so Overkamp. Hinzu kommen bauliche Probleme auf Radwegen, gefährliche Wurzelaufbrüche und Wegbreiten, die heute nicht mehr ausreichend sind. Auch die begleitende Infrastruktur wie Gastronomie, Herbergen und einheitliche Beschilderung müsse ver­bessert werden.

Deshalb stellt der ADFC Brandenburg zehn Forderungen an die Landesregierung. Diese sind auf der Landesversammlung am 8. Oktober in Potsdam beschlossen worden. Vor allem muss es ein Angebot für alle Radfahrenden geben – für routinierte Rennradler:innen ebenso wie für Familien, die einen Radausflug machen. Overkamp betont auch die Notwendigkeit einheitlicher Ausbaustandards: „Radtouristen sind Genussradler. Die kommen nicht wieder, wenn sie sich über schlechte Radwege quälen müssen.“ Konkret heißt das: Touristische Landesradwege müssen durchgehend drei Meter breit und asphaltiert sein. Sie müssen zudem auch als Radwege oder Fahrradstraßen ausgewiesen werden und abseits von Hauptverbindungen des motorisierten Verkehrs verlaufen.

Das Radreiseland Brandenburg braucht auch ein modernes Marketing: „Eine solche gute Vermarktung gelingt nur, wenn auch der Inhalt, also das schöne Erlebnis eines Radausflugs in Brandenburg, stimmt“, so Overkamp weiter. Bei der Tourismus-Marketing-Brandenburg GmbH muss eine eigene Abteilung Radtourismus etabliert und mit Budget ausgestattet werden. Ob Erhalt der vorhandenen Radwege oder Ausbau der Infrastruktur: Das Land Brandenburg muss tätig werden. Am besten noch in den dunklen Monaten, damit die Vorfreude auf das nächste Radabenteuer im Frühling nicht enttäuscht wird.  Nur so bleibt das Bundesland Vorreiter – und Vorradler.

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https://berlin.adfc.de/artikel/brandenburg-traeumen-vom-radreiseland

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