Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Landesverband Berlin e. V.

Mit Geisterrädern gedenken wir den getöteten Radfahrerinnen und Radfahrern.

Mit Geisterrädern gedenken wir den getöteten Radfahrerinnen und Radfahrern. © ADFC Berlin / C. Duerschlag

Verkehrssicherheitsprogramm 2030: Der Umsetzungswille fehlt

Die Unfallstatistik zeigt weiter bestürzend viele Unfälle, insbesondere ältere Menschen und Fußgänger:innen sind betroffen.

Das frisch verabschiedete Verkehrssicherheitsprogramm 2030 bekennt sich zwar zur Vision Zero, dem Ziel von null Verkehrstoten und null Schwerverletzten, aber es fehlt die Finanzierung für wirksame Maßnahmen. Von Marlene Alber.

Die jährliche Unfallstatistik der Polizei 2024 zählt in Berlin knapp 5.000 ver letzte Radfahrende, davon 528 schwer. Über die letzten fünf Jahre ist die Tendenz minimal rückläufig, etwas deutlicher im Vergleich zu steigenden Radverkehrszahlen. Die Zahlen zeigen keinen Durchbruch in der Verkehrssicherheit, sprich: Verbesserung ist nicht in Sicht. Die Zahlen sind zu hoch und jede:r verunglückte Radfahrende ist eine Person zu viel. Als Hauptunfallursachen gegen über Radfahrenden bleiben die bekannten Probleme, gegen die sich der ADFC Berlin seit Jahrzehnten einsetzt: Fehler beim Abbiegen durch Kfz- und Lkw-Fahrende, Vorfahrtverstöße, falsches Ein- und Aussteigen und mangelnder Sicherheitsabstand seitens Kfz-Lenkender.

Verkehrssicherheitsprogramm 2030: Versprechen, die wir schon kennen

Das im Februar beschlossene Verkehrs sicherheitsprogramm 2030 der Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) trifft ähnliche Analysen. Radverkehr ist als ein Handlungsschwerpunkt gelistet. Im Kern sollen bekannte „sicherheitsrelevante“ Maßnahmen aus dem Rad verkehrsplan „priorisiert“ umgesetzt werden. Explizit wird eine „durch gängige Radverkehrsführung“ gefordert, die Sicherung von Knotenpunkten, Pilotprojekte an Kreuzungen und Arbeitshilfen für einheitliche Planung. Diese Maßnahmen sind ebenso sinnvoll wie altbekannt – und allgemein gehalten. Denn was nicht im Programm steht: Finanzierungszusagen. Zwar hat der Senat das explizite Verkehrssicherheitsbudget nicht gekürzt. Daraus werden Projekte wie Verkehrsbildung finanziert, aber keine Infrastrukturmaßnahmen. Alle Fahrradinfrastruktur-Budgets hingegen wurden für die kommenden Jahre massiv gekürzt.

Kein Geld – keine sicheren Kreuzungen

Die bisherige Zielsetzung von 30 sicher umgebauten Kreuzungen pro Jahr wurde in den vergangenen Jahren bereits nicht erreicht. Mit den aktuellen Kürzungen scheint das Ziel komplett aufgegeben zu sein. Das frische Verkehrssicherheitsprogramm ist damit nicht mehr als ein hübsches Papier, wenn hinter den notwendigen und bekannten Maßnahmen kein politischer Umsetzungswille und keine Finanzierung stehen. Das ist fatal, denn in Berlin sind 68 Prozent der Wege unter 5 km lang und damit perfekt fürs Fahrrad geeignet. Gerade um ungeübte Menschen für das klimafreundliche Radfahren zu begeistern, muss Radfahren entspannt und sicher möglich sein. Solange die Politik sichere Radwege vernachlässigt, bleibt viel Potenzial für Lebensqualität und Klimaschutz auf der Straße liegen, und Menschen werden unnötig im Straßenverkehr gefährdet.

Verwandte Themen

Wimmelbild autofreies Berlin

Anne Gläser: »Deutschland ist ein Auto-Land, aber Berlin keine Auto-Stadt«

Im Gespräch mit Anne Gläser über die Pläne des „Volksentscheids Berlin autofrei“ und warum gerade Autofahrer*innen von…

Mit Fahrradstraßen löst man mehrere Probleme auf einmal. Weil sie schnell und kostengünstig umsetzbar sind, können mit ihnen ganze Radverkehrsnetze kurzfristig neu hergestellt und bestehende Lücken geschlossen werden. Die Fahrradstraßen werden besonders attraktiv für Radfahrende,wenn sie Vorfahrt vor kreuzenden Nebenstraßen bekommen. Schleichverkehre werden durch Maßnahmen wie Poller unterbunden. So entlasten Fahrradstraßen Kieze von Durchgangs- und Parksuchverkehr, die Verkehrssicherheit nimmt zu.

Infrastrukturelle Maßnahmen für den Radverkehr

Berlin muss das Radnetz auf die Straße bringen, Rad- und Fußverkehr zusammendenken, Kreuzungen umgestalten, Illegales…

Mit dem Rad zur Arbeit

Der Grundgedanke der Aktion war einfach: Wer mit dem Rad zur Arbeit fährt, tut etwas für seine Gesundheit und schont die…

Gruppenfoto aus Abgeordneten, Mitarbeitenden und ADFC-Mitgliedern

Erste Parlamentarische Radtour des Berliner Abgeordnetenhauses

Am 23. Mai 2025 fand zum ersten Mal eine Parlamentarische Radtour auf Berliner Landesebene statt. Parlamentarier:innen…

Pop-Up-Radweg am Halleschen Ufer

Radwege ploppen auf

In der Corona-Krise steigen immer mehr Menschen aufs Rad um. Einige Bezirke reagieren mit der Einrichtung von…

Wo ist der Radweg?

10 Tipps zum Radfahren im Winter

Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Infrastruktur: Viele Menschen fahren das ganze Jahr über mit dem…

Berlin zählt Mobilität: ADFC Berlin & DLR rufen zu Citizen Science-Projekt auf

Berliner:innen schaffen Wissen: Im Rahmen des Projekts „Berlin zählt Mobilität“ sollen 100 Zählgeräte den Verkehr auf…

Unsere Aktionen und Proteste gegen die Radwegeblockade

Am 15. Juni verkündete Manja Schreiner eine 'temporäre Prüfung' aller Radwegeprojekt ein Berlin. Faktisch kam das einer…

Fahrradfestival VELOBerlin feiert die Liebe zum Radfahren

Vom 13.-14. April fand die VELOBerlin am ehemaligen Flughafen Tempelhof statt und präsentierte spannende Trends aus der…

https://berlin.adfc.de/artikel/verkehrssicherheitsprogramm-2030-der-umsetzungswille-fehlt

Bleiben Sie in Kontakt