Interview mit Hannelore Lingen und Eberhard Brodhage
Der ADFC Berlin hat zum ersten Mal einen paritätisch besetzten Doppelvorsitz. Hannelore Lingen und Eberhard Brodhage über den Protest gegen den Radwegestopp und was in Zukunft beim ADFC Berlin angepackt werden muss.
Ihr seid vor wenigen Monaten als Vorsitzende gestartet. Kurz darauf verkündete die neue Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU), dass alle laufenden Planungen zum Radwegebau ausgesetzt und überprüft werden sollen. Den folgenden Proteststurm hat der ADFC Berlin aktiv angetrieben. Wie habt ihr diese herausfordernde Zeit wahrgenommen?
Hannelore: Als die neue Verkehrssenatorin den fachlich überhaupt nicht fundierten Radwegestopp verkündete, mussten wir schnell und flexibel reagieren – und zwar nicht alleine, sondern mit anderen Verbänden und zivilgesellschaftlichen Gruppen zusammen. Das hat gut geklappt.
Eberhard: Es wurde zum Vollzeitjob. Morgens Abstimmungen mit anderen Verbänden; dann mehrstündige Treffen mit Mitgliedern des Abgeordnetenhauses, um Gemeinsamkeiten in der Fahrrad- und Verkehrspolitik auszuloten; fast jeden Abend ADFC-Treffen: Stadtteilgruppen, Bezirksrat, Arbeitsgruppen, Politik AG; dazu die permanente digitale Kommunikation.
Wie habt ihr den ADFC Berlin als Verein in dieser heißen Phase erlebt?
Hannelore: Ich bin begeistert, wie viele Ehrenamtliche und Hauptamtliche sich an der Organisation des Protestes beteiligt haben. Wir haben gezeigt, dass wir zusammenstehen und dass wir ein Verein sind, der etwas stemmen und spontan reagieren kann.
Eberhard: Spontandemo, Großdemo, tägliche Kiezdemos: Wir haben ganz schön was auf die Beine gestellt. Mein Wunsch: noch mehr Mitglieder für die aktive Mitarbeit begeistern. Ich sehe zu häufig dieselben Menschen, die sich mit 150 Prozent reinhängen.
Welche Pläne habt ihr für die kommenden 1,5 Jahre?
Hannelore: Wir brauchen jüngere Leute, wollen diverser werden. Dafür muss unser Auftritt moderner und der Verein einladender werden. Wir haben Verbesserungspotenzial bei der internen Kommunikation. Die gute Arbeit der Stadtteilgruppen werden wir weiter stärken, indem jede eine:n eigene:n Ansprechpartner:in im Vorstand bekommt.
Eberhard: Wir wollen das Signal in die Stadt senden: Wenn ihr die Mobilitätswende in Berlin voranbringen wollt, macht bei euren ADFC-Stadtteilgruppen mit. Außerdem wollen wir Kinder aufs Rad bringen, die Schulwegsicherheit und Familien in den Fokus stellen.
In welcher Rolle seht ihr euch als Vorsitzende?
Hannelore: Wir brauchen Arbeitsverfahren und Strukturen, um besser zusammen zu arbeiten und um Informationen besser zu verteilen. Ich sehe mich als Vernetzerin, die die Fäden zusammenhält, erläutert und motiviert.
Eberhard: Wir sind ein tolles neues Vorstandsteam, acht Leute, paritätisch besetzt. Dieses Team will ich stärken, damit wir eine Kultur des gemeinsamen Erarbeitens und der gegenseitigen Unterstützung ermöglichen.
Was macht Freude beim ADFC Berlin?
Hannelore: Das vielfältige und tolle Radtourenangebot unserer 60 ehrenamtlichen ADFC-TourGuides.
Eberhard: Die Sternfahrt, die Fahrradchecks, die Demos, mit einem Parcours 400 Kinder glücklich machen.
Hannelore Lingen war Teamleiterin im Personalmanagement, ist seit 2000 beim ADFC Berlin, seit 2015 ehrenamtlich aktiv. Sie besitzt drei Fahrräder.
Eberhard Brodhage war Banker, kam 2020 zum ADFC Berlin. Er fährt ein ‚Alu‘-Rad aus den 1970ern.
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