25.03.2022: #VisionZero-Demo und Geisterrad-Mahnwache in Kreuzberg
Am 23.03.2022 verstarb ein 71-jähriger Radfahrer am Knoten Falckensteinstraße/Schlesische Straße an den Folgen einer Kollision mit dem Transporter eines 41-jährigen.
Im dritten Monat des Jahres 2022 betrauern wir bereits den dritten Menschen, der auf dem Fahrrad fahrend so schwer verletzt wurde, dass er am 23.03.2022 an den Folgen einer Kollision verstarb: Am 18.03.2022 vormittags befuhr ein 71-jähriger Radfahrer den Knoten Falckensteinstraße/Schlesische Straße, von Norden kommend. Im Kreuzungsbereich kollidierte er mit einem Transporter eines 41-Jährigen.
Mit einer #VisionZero-Fahrraddemonstration, einer Mahnwache und Kundgebungen gedachten der ADFC Berlin e.V. und Changing Cities e.V. des Radfahrers.
25.03.2022 (Freitag)
16:45 Uhr
Start der #VisionZero-Demo
ADFC-Velokiez, Möckernstraße 47, Kreuzberg
#VisionZero-Demo zum Unfallort Falckensteinstraße/Schlesische Straße
17:30 Uhr
Gedenken und Geisterrad-Aufstellung
am Unfallort Falckensteinstraße/Schlesische Straße in Kreuzberg
Koordinaten der Unfallstelle: 52.500099756/13.443961807
anschließend
Fortsetzung der #VisionZero-Demo zu SenUMVK
ca. 18:30 Uhr
Abschlusskundgebung
Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (SenUMVK)
Am Köllnischen Park 3, 10179 Berlin
Der Unfallort
Die Kreuzung Falckensteinstraße/Schlesische Straße fällt, bezogen auf die Unfallzahlen, nicht auf. Aber in unmittelbarer Nähe befindet sich an der Oberbaumbrücke die Zählstelle mit den höchsten Zahlen für den Radverkehr; sehr dicht liegen zwei Unfallschwerpunkte – Schlesisches Tor und die Kreuzung Mühlenstraße/Stralauer Allee/Warschauer Straße/Am Oberbaum. Sehr viele Radfahrende nutzen die Falckensteinstraße als Verbindung zwischen Oberbaumbrücke und Görlitzer Park / Kreuzberg / Neukölln – wie auch der Getötete. Schon wegen des starken Verkehrs lohnt sich ein genauerer Blick auf die Kreuzung.
- Die Falckensteinstraße wird an dieser Stelle aktuell durch die Baustelle eines Gebäudes zweckentfremdet. Der Radverkehr wird in beiden Richtungen mit schlechter Sicht um die Baustelle herumgeführt.
- Die Sicht auf die Fahrbahn ist auch wegen parkender Kraftfahrzeuge beeinträchtigt; durch die Baustelle wurde das noch schlechter.
- Als Hilfe für die Querung der Schlesischen Straße könnte die (Bettel-)Ampel für den Fußverkehr dienen; aber die steht etwas versetzt und ist in Nord-Süd-Richtung kaum zu sehen.
- Angesichts des starken Radverkehrs sind sowohl die Ausweitung der Ampel auf den Radverkehr als auch die Beschränkung des Verkehrs auf der Schlesischen Straße auf Tempo 30 angemessen.
Mit der #VisionZero-Demonstration brachte der ADFC das Geisterrad zum Unfallort. Mit der Fahrraddemonstration bekräftigte der ADFC Berlin die Zielsetzung des Mobilitätsgesetzes, dass sich keine Verkehrsunfälle mit schweren Personenschäden ereignen dürften und dass die Politik im Bund und im Land danach handeln müsse. Bereits beim Start am ADFC-Velokiez beteiligten sich 50 Radfahrende an der Demo.
Mahnwache und Aufstellung des Geisterrads
Bei der Mahnwache waren etwas mehr als 100 Personen anwesend. Dirk Schneidemesser (Changing Cities) wies in seiner Rede vor allem auf den starken Verkehr am Unfallort und in der Umgebung hin und leitete daraus die Notwendigkeit ab, die Übersichtlichkeit und den Schutz für die Radfahrenden zu verbessern. Wenn ein Kraftfahrer kurzzeitig unaufmerksam ist, hat er selten gravierende Folgen zu erwarten. Es dürfe aber nicht sein, dass Unaufmerksamkeit eines Radfahrers zu dessen Tode führe.
An die Gedenkrede schlossen sich einige Schweigeminuten an. Anschließend stellten Kerstin Leutloff (Changing Cities) und SuSanne Grittner (ADFC) das Geisterrad auf. Mit Blumen und Kerzen gaben die Anwesenden ihrer Trauer Ausdruck.
Zögern der Berliner Politik
Nach der Mahnwache wurde die #VisionZero-Demonstration weitergeführt zur Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (SenUMVK). An der Schlusskundgebung nahmen noch etwa 80 Radfahrende teil.
In ihrer Rede kritisierte SuSanne Grittner (ADFC) die Arbeit der Unfallkommission nach den letzten tödlichen Unfällen: Seit mehreren Monaten fehlt die Prüfung der Ursachen und der Umstände, zumindest fehlt die Veröffentlichung der Prüfungsergebnisse. Außerdem knüpfte sie an die Beschreibung der Unfallstelle durch Dirk Schneidemesser an und forderte als Sofortmaßnahme, dass die Fußgänger:innen-Ampel durch eine Baustellen-Ampel für den Radverkehr ergänzt werden solle. Im Pop-Up-Verfahren sollte dies zügig umzusetzen sein, in direkter Kopplung der Lichtzeichenanlage an die Fußgänger:innen-Ampel.
Nachtrag: Am 01.04.2022 wurden die Hinweise auf tödliche Unfälle und die Prüfungen durch die Unfallkommission aktualisiert.
Weitere Hinweise
Mit der Demonstration bekräftigt der ADFC Berlin die Zielsetzung des Mobilitätsgesetzes, dass sich keine Verkehrsunfälle mit schweren Personenschäden ereignen.
Nach ersten Medienberichten in der vergangenen Woche informierte die Polizeimeldung „Fahrradfahrer nach Verkehrsunfall verstorben“.
Bei dem Radfahrer handelt es sich um den dritten getöteten Radfahrenden in diesem Jahr.