
Wo ein Wille ist, ist auch ein Radweg © ADFC Berlin
„Berlin fällt durch“ - ADFC-Fahrradklima-Test 2024
Der ADFC-Fahrradklima-Test 2024 bescheinigt Berlins Verkehrspolitik schlechte Noten. Berlin ist im deutschlandweiten Ranking von 15 Großstädten von Platz 9 auf Platz 12 abgefallen. Die Gesamtbewertung für Berlin ist die Schulnote 4,3 – durchgefallen.
Der heute im Bundesverkehrsministerium vorgestellte ADFC-Fahrradklima-Test 2024 bescheinigt Berlin einen der letzten Plätze. Das zeigt: Einschnitte bei der Radverkehrsförderung wirken sich sofort negativ auf die Zufriedenheit der Bevölkerung beim Radfahren aus. Das vielbeschworene Miteinander im Verkehr bleibt aus. Das haben Berliner Radfahrende im ADFC-Fahrradklima-Test 2024 bewertet. Rund 7.500 Menschen in der Hauptstadt haben zwischen 1. September und 30. November 2024 an der ADFC-Umfrage teilgenommen.
„Die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests sind ein Armutszeugnis für Berlins Verkehrspolitik. Mit seinem fortschrittlichen Mobilitätsgesetz galt Berlin vor einigen Jahren noch als Musterschüler. Heute steht die Hauptstadt als Klassen-Schlusslicht da – ohne Willen, ohne Plan. Kommt es zu keinem Kurswechsel, wird der Negativ-Trend weiter anhalten. Die Verkehrssenatorin baut Radwege zurück, kürzt Fahrrad-Budgets, nimmt Tempo 30 vor Schulen, Kitas und Altenheimen zurück. Das führt zu Unzufriedenheit bei den Berliner:innen und nimmt der Stadt ihre Lebensqualität“, sagt Eberhard Brodhage, Landesvorsitzender des ADFC Berlin.
Ganze 88 Prozent der Befragten fühlen sich als Radfahrende auf Berliner Straßen nicht sicher (2022: 83 Prozent). Für 69 Prozent bedeutet Radfahren in Berlin Stress (2022: 65 Prozent). 71 Prozent der Menschen beschreiben eine negative Entwicklung bei der Fahrradförderung. Die Bewertung in diesem Bereich ist um eine ganze Notenstufe auf 4,5 abgesackt. So schlecht stand Berlin in diesem Bereich zuletzt 2016, seitdem hatte sich die Bewertung der Fahrradförderung deutlich verbessert bis auf 3,5 in 2022.
Zusatzbefragung „Miteinander im Verkehr“
Von einem „Miteinander“ im Straßenverkehr, wie es 2023 politisch angekündigt wurde, ist nichts zu sehen: 72 Prozent der Berliner Radfahrenden fühlen sich nicht als Verkehrsteilnehmende akzeptiert (2022: 66 Prozent). Die Gesamtbewertung ist von 4,1 in 2022 auf 4,3 in 2024 abgerutscht. Ganze 92 Prozent der Befragten beklagen häufige Konflikte mit dem Kfz-Verkehr (2022: 89 Prozent). 90 Prozent wünschen sich, dass Falschparker auf Radwegen stärker kontrolliert werden (2022: 87 Prozent). Auch die aktuelle Zusatzbefragung zum Thema „Miteinander im Verkehr“ zeigt die Unzufriedenheit der Berliner:innen mit der Verkehrspolitik. 92 Prozent der Menschen erleben ein aggressives Verkehrsklima. 90 Prozent erleben zu enges Überholt-Werden. Nur 11 Prozent erleben, dass sich die Politik genug für Verkehrssicherheit, insbesondere von Radfahrenden und Zu-Fuß-Gehenden, einsetzt. Lediglich 17 Prozent finden, dass ausreichend für ein rücksichtsvolles Miteinander im Verkehr geworben wird.
„Die Menschen in der Hauptstadt sind mit der Verkehrspolitik unzufrieden wie nie. Vom #Radwegestopp von Manja Schreiner bis zu den Kürzungen von Ute Bonde – diese Verkehrspolitik fällt im ADFC-Fahrradklima-Test 2024 durch. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse auch, wo Berlin besser werden kann. Breite, sichere Radwege, mehr Kontrollen und weniger Raserei – so kann Berlin sicherer und lebenswerter werden. Dafür muss der Senat den Radverkehrsplan wieder aufnehmen und umsetzen. Wir fordern: #MehrPlanFürsRad“, sagt Marlene Alber, Politische Referentin des ADFC Berlin.
Berlin erreicht mit genau 7.415 Menschen einen neuen Teilnahme-Rekord am ADFC-Fahrradklima-Test.
ADFC-Fahrradklima-Test bundesweit mit 213.000 Teilnahmen
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist eine der größten Befragungen zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2024 zum elften Mal statt. Rund 213.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben bei diesem Durchgang abgestimmt, 21 Prozent davon ADFC-Mitglieder. 1.047 Städte kamen in die Wertung. Bei den 27 Fragen ging es darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt, wie gut die Radwege sind und wie man das Miteinander im Verkehr empfindet. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden, müssen pro Kommune mindestens 50, bei größeren Städten mindestens 75 beziehungsweise 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.
Die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests für ganz Deutschland finden Sie hier: #FKT24: Großstädte fahrradfreundlicher, Miteinander im Verkehr herausfordernd - ADFC